Essen
Die hier veröffentlichten Auszüge aus Berichten beruhen auf den persönlichen Erinnerungen von Menschen, die als Kinder in der DDR zur Kur geschickt wurden. Zum Schutz der Privatsphäre wurden Namen, Orte und andere personenbezogene Daten anonymisiert oder durch Platzhalter (z. B. „XXX“) ersetzt. Textauslassungen sind durch runde Klammern gekennzeichnet, beispielsweise: (ausgelassener Text).
Alle Berichte wurden originalgetreu wiedergegeben und lediglich zur Wahrung der Anonymität sowie zur besseren Lesbarkeit und Einordnung angepasst (gekennzeichnet mit einer Anmerkung der Redaktion).
Die Inhalte geben subjektive Erfahrungen wieder und stellen keine rechtliche Bewertung oder historische Vollständigkeit dar.
Die Veröffentlichung erfolgt mit ausdrücklicher Einwilligung der betroffenen Personen.Vielen Dank an alle, die ihre Erfahrungen vertrauensvoll teilen.
Triggerwarnung: Die folgenden Berichte enthalten Schilderungen von institutioneller Gewalt und psychischen Belastungen während der Kinderkuren in der DDR zur Zeit des Kalten Krieges. Diese Inhalte können emotional belastend sein. Bitte lesen Sie die Berichte in Ihrem eigenen Tempo und legen Sie bei Bedarf Pausen ein.
Brandenburg
Auszug aus: Ein umfassender Bericht über die Erfahrungen der Kinderkur mit schweren Grenzverletzungen
- Kurort: DDR-Bezirk Neubrandenburg (Brandenburg)
- Kurjahr: 1980
- Alter des Kindes: 9-jähriges Mädchen
- Anzahl der Kurerfahrungen: 1. Kur insgesamt 1
- Grund der Kuraufenthalts: Gewichtszunahme
„(...) Es gab einen großen Speisesaal, wir durften nicht sprechen beim essen, selbst wer geflüstert hat musste als Strafe hinter seinem Stuhl stehen und zum Boden schauen. Es gab einen Essenszwang, ich musste täglich einen Teller mit Butter essen, vor lauter Ekel habe ich immer wieder erbrochen. Erbrochenes musste wieder gegessen werden, ich habe heimlich meine Hosentaschen mit Essen vollgestopft. Bin ich erwischt worden, gab es Strafen wie doppelte Portion Butter essen und solange sitzen bleiben bis alles aufgegessen ist. (...) Als ich mich wieder einmal übergeben habe und stundenlang vor diesem Teller saß, weil ich es nicht geschafft habe, das Erbrochene zu essen kam ich wieder ins Turmzimmer in die Dunkelhaft. Nur dieses Mal war es anders. (...)“
Mecklenburg-Vorpommern
Auszug aus: Ein umfangreicher Bericht über eine frühere Zeit der Kinderkur: Strafen, Krankheit, die Abholung des Kindes aus dem Kinderkurheim durch die Eltern sowie die Spätfolgen
- Kurort: DDR-Bezirk Rostock
- Kurjahr: 1966 oder 1967
- Alter des Kindes: 5-jähriges Mädchen
- Anzahl der Kurerfahrungen: 1. Kur von 1
- Grund des Kuraufenthalts: „schlechter Esser“
„(...) Zu den Mahlzeiten gab es meist irgendwelchen undefinierbaren Brei und es musste immer und alles aufgegessen werden. Wer es nicht in der entsprechenden Zeit schaffte, der blieb sitzen bis der Teller leer war.
Manche Kinder erbrachen sich und mussten das Erbrochene danach essen.
Ich war regelmäßig eine von wenigen Kindern, die im Speisesaal sozusagen "nachsitzen" mussten.
Wir waren dann alleine.
Die anderen Kinder hatten die Toilettenrunde schon hinter sich und waren in den Zimmern.
Natürlich mussten wir Langesser dann auch noch auf die Toilette, was allerdings dann aber verboten war. (...)“
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